(Zitat:— Vers 1966 f. / Schüler)

Infaust – Ein Magdeburger Reim-Faust

(von Stephan Schwarz)

Wenn man sich in eine Fußgängerzone irgendwo in Deutschland stellen würde und nach dem berühmtesten Werk der deutschen Literatur fragen würde, so würde neben Harry Potter (und nein, das ist nicht richtig) wohl doch ziemlich oft Faust von Johann Wolfgang Goethe genannt werden. Neben der Bibel in der Luther Übersetzung hat wohl kaum ein Buch einen nachhaltigeren Einfluss auf die deutsche Sprache gehabt. Wenn Sie jemals gefragt werden, woher dieses oder jenes Zitat wohl stammen könnte, liegen Sie mit der Antwort: „Aus der Bibel oder Faust“ mit einer Wahrscheinlichkeit von  über 50 % ziemlich oft richtig.

Ein kleiner Vorgeschmack gefällig?

“Die Botschaft hör ich wohl, allein fehlt mir der Glaube” -Goethe, Faust I,Vers 765

Wenn ein Werk so wichtig und übergroß erscheint, dann fragt man sich natürlich, was will man daran verbessern, was fehlt, das noch erzählt werden müsste? Doch das ist der falsche Ansatz, es liegt im Kern der menschlichen Natur immer wieder hinaus aufs Meer zu fahren, um zu sehen, was sich hinter dem Horizont verbirgt. Und so haben nicht nur weitere berühmte deutsche Schriftsteller wie Thomas Mann, Hermann Hesse, Berthold Brecht, Klaus Mann und weitere, sondern auch Komponisten und Musiker wie Richard Wagner, Gustav Mahler, Franz Liszt, Franz Schubert oder Joseph Strauß sich des Stoffes von Dr. Faust bemächtigt und ihre Geschichte um den Dr. Faust und seinen Pakt mit dem Teufel geschrieben und komponiert.

Guido Brose

Die beiden Magdeburger Autoren Dirk Schmidt und Guido Brose lernten sich und den Faust in der Schule kennen. Die Geschichte ließ sie nie mehr los und so machten sie ihre ersten Schritte und dichteten darauf los. Nach über 30 Jahren, an denen sie immer wieder an ihrem Opus Magnus arbeiteten, war es vollbracht. Sie hatten einen Verleger gefunden, der ihnen und ihrem Werk eine Chance geben wollte. Neue Literaten braucht das Land und so können Sie heute eine weitere Darstellung des Faustmythos lesen.

Dirk Schmidt

Das Buch ist ein Fest der deutschen Sprache, es feiert sie und zeigt, dass man auch moderne Themen heute noch in Versform schmieden kann. Es ist zugleich der Beitrag der beiden Autoren zur Bewerbung Magdeburgs zur Kulturhauptstadt  Europas im Jahre 2025.

Doch was erwartet den Leser neben Versmaß und dem unerschütterlichen Kern der Faustsage – dem Pakt zwischen Teufel und einem Menschen? Nun zuerst einmal ein ungewöhnlicher Erzähler, eine Eule, die dem Leser immer wieder als Erzähler begleiten wird, sie steht seit der Antike schon für Weisheit und Klarsicht selbst in der Dunkelheit. Faust selbst ist ein alter Mann, der nach Liebe und Wissen sucht. Gleich zu Beginn der Geschichte trifft er auf den Teufel auf dem Schädelberg Golgota. Es gelingt dem Teufel jedoch nicht Faust auf seine Seite zu ziehen, darauf geraten Gott und der Teufel in einen Disput und sie wetten um die Seele des Dr. Faust. Faust selbst ist in die gleiche Frau wie sein bester Freund verliebt, an dieser Liebe zerbricht ihre Freundschaft und durch unglückliche Umstände stirbt die Geliebte durch die Schuld Fausts. Mit ihr stirbt die Menschlichkeit in Dr. Faust ab und er ist damit endgültig an der Seite des Teufels gebunden, mit dem er vorher schon den Pakt geschlossen hatte. Ein weiterer alter Freund führt Faust zurück ans Licht. Am Ende nimmt sich Faust aus Verzweiflung und Scham das Leben, doch das Finale ist überraschend.

Das Buch zeigt, dass Menschen sich nicht ändern nur ihre technischen Möglichkeiten sind anders, als sie es im 15ten Jahrhundert, aus der die ersten Fausterzählungen stammen, waren. Wie hat Erich Kästner es einst so treffend formuliert: „ … und bei Licht betrachtet sind sie im Grund noch immer die alten Affen“.

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